Dass ich ein Buch eifrig und gleichzeitig langsam lese, passiert mir nur selten. Wenn das der Fall ist, heiβt es nicht nur, dass die Geschichte mich gefesselt hat, was des Öfteren vorkommen kann, sondern auch, dass ich Kapitel für Kapitel und Seite für Seite die Sprache und den Erzählrhytmus genieβe. Wenn sich die Geschichte dann nach und nach ihrem Ende nähert, versuche ich die Lektüre in die Länge zu ziehen. So schwer fällt es mir nämlich, von den Protagonisten Abschied zu nehmen.
Neulich spürte ich genau das bei der Lektüre des letzten Romans von Eugen Ruge “ In Zeiten des abnehmenden Lichts”. Der Autor erzählt in Zeitsprüngen und aus den Perspektiven von allen Mitgliedern die Geschichte der Familie Umnitzer, von Charlotte und William, die vor den Nazis fliehend ins Moskauer Exil gehen, über deren Kind Kurt, der das Lager in Sibirien überlebte und in die DDR zurückkehrte, bis hin zu Alexander, Kurts Sohn und Hauptfigur der Geschichte, mit dessen Erzählung der Roman beginnt und endet.
Der Roman enthält viel Autobiografisches und ist nicht nur eine Familieneschichte, sondern auch indirekt eine Geschichte der DDR, von der Gründung bis zum Untergang.
Ein empfehlenswertes Buch für alle, die etwas von den Geschichte der DDR erfahren wollen, und zwar aus einer ganz neuen Perspektive, in gemäβigtem aber rührendem Ton, mit einer nüchternen und gepflegten Sprache geschrieben. Der Roman wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2011 ausgezeichnet.
Nacho Juanes
Interview mit Eugen Rugen, wo er aus dem Roman liest.